Sunday, July 19, 2015

Mal schnell nach Nürnberg

Am Donnerstagabend nach der Arbeit, bei gefühlten 35° - geniales Wetter, das - machten uns der Brüetsch und ich auf den Weg nach Österreich. Wir wollten nach Nürnberg, und wenn man nach Norden soll fährt man selbstverständlich zuerst gegen Südosten, weil im Südosten fängt das Lechtal an.
Er mit der Benelli, ich mit der KTM. Und ich stellte zwei Minuten vor Abfahrt fest, dass die Dunlops durch waren. Ups. Na ja. In die Talgarage Buell holen ist langweilig, also Abfahrt nach Plan. Geht schon schief. (Die Buell fährt seit einer Woche auf neuen Full Bores rum. Aber der alte Traktor hat Mühe auf langen flachen Strecken, mit der Benelli mitzuhalten. Deshalb blieb sie zu Hause.)
Wir übernachteten im Schönauer Hof, ein richtig lässiges Motorradhotel in Schönau bei Holzgau. Günstig, schön, gut gelegen, mit zwei alten Mannlicher Gewehre (unter vielem anderem) im Gebälk - hat mir gut gefallen, die Gaststätte. Ich geh dort wieder hin, auch wenn sie keine 100 km von Zuhause ist.
Am nächsten Morgen reisten wir um 9 Uhr weiter und wollten so um die Mittagszeit bei Crazy Skull sein. Mehr dazu weiter unten...

Die KTM war ihre Reifen so richtig am vermantschen, deshalb machten wir einen Zwischenstopp beim Euromaster in Landsberg am Lech. Der organisierte mir einen Satz Michelin M7 RR und meinte, in zwei Stunden wäre das Moped abholbereit. Genug Zeit um die Altstadt von Landsberg kurz anzuschauen und Mittag zu essen. Aber zuerst wollte die Benelli auch etwas Aufmerksamkeit - geht ja nicht dass der Kürbis neue Gummis kriegt und die Diva einfach so still ihre Arbeit verrichtet. Nein, nein. Diva will auch was an sich getan haben.
Der Brüetsch meinte, er habe zwischendurch Rauch gerochen, und beim Starten habe es mehrmals Funken gegeben. Dem musste man natürlich nachgehen.
Wir waren so ziemlich ohne Werkzeug abgereist - abgesehen von Taschenmessern und Leathermans hatte ich bloss das Bordwerkzeug von der KTM dabei. Die ist jedoch bewundernswert ergiebig: Kombizange, diverse Gabelschlüssel und Torx-Aufsätze, Inbus, ein paar andere Kleinigkeiten. Schlussament alles was wir für die Diva benötigten, ausser eine 7er Nuss und die bekamen wir von Euromaster geliehen.
Es stellte sich heraus, dass ein Stecker verrutscht war und Rahmenkontakt herstellte. Seit die Benelli eine starke Lithium-Batterie spazierenfährt hat sie natürlich genug Saft, um damit um sich zu schmeissen, Funken zu schlagen, und sich ungebührlich zu benehmen... Jawoll. Also den Stecker wieder an sein Platz und die Rahmenstelle vorsorglich mit mehreren Lagen Isolierungsband abgedeckt.
Ich mach mir etwas Sorgen, dass die brave KTM auf komische Ideen kommt, wenn sie sieht was sich die italienische Diva und der störrische alte Ami-Bock sich alles an Faxen leisten...
Nach dem Mittagessen am Lech hatten wir noch Zeit um ein Stück dem Fluss entlang zu laufen. (Wir trugen ja noch unsere Töffklamotten, bei was weiss ich wieviel Grad...) Wir kamen zu einem kleinen Park mit einem Bau drin, welcher mit "Mutterturm" beschriftet war. Gemäss der eingemeisselten Gravur wurde es von einem Hubert von Herkomer gebaut, seines Zeichens "Wegbereiter des Automobilsports."
Ich wunderte mich, wieso das Gebäude Mutterturm genannt wurde, fand aber kein Schild mit der Geschichte dazu. Der Brüetsch hatte allerdings eine Erklärung.
"Er musste wohl seine Mom drin einsperren, damit er Automobilsport überhaupt betreiben konnte ohne dass sie dazwischenfunkte..." 
Landsberg am Lech
Wir verweilten am Fluss bis etwa 13 Uhr 30. Beim Rückkehr zum Euromaster stand die KTM da auf glänzend schwarze Gummis. (Dafür quietschen seitdem beide Bremsen, aber die Kiste geht bald in Service. Das soll der Mech mit dem Bremsflüssigkeitenwechsel gleich beheben.)
Zum Einfahren fand ich die Michelins etwas schwierig zu lesen. Bei den Full Bores auf der Buell hatte ich nach 15 km über einen kleinen Pass die Ränder anständig runter. Bei der M7 dauerte dies bis am nächsten Tag. Wobei ich sagen muss, dass wir bis ins Hallertau nur wenige Kurven fuhren.
So um 16 Uhr standen wir auf dem Parkplatz des Haarbach 7. Diverse Buells draussen, sowohl dem Keppi sein Tiki-Bike als auch Evas Harley waren da... Und der Bärtchenträger tauchte auch bald auf. "Frisch aus dem Urlaub," wie er sagte.
 Ich hatte ja seit Januar nichts mehr direkt von ihm gehört. Das Telefon nimmt er bei kaum jemandem ab, und Mails werden nur beantwortet, wenn er das Gefühl hat, es gibt etwas relevantes zu sagen.
Um einen sehr wortreichen Nachmittag ganz kurz zusammenzufassen: Den Basilisken gibt es noch, mit sämtlichen Teilen, immer noch in dem Zustand vom Januar. Drei Punkte gibt es zu lösen: Maskenhalterung, Kennzeichenhalterung, und die grösste Herausforderung, eine saubere, schlichte Kontrolllämpchenanordnung.
Der Keppi ist ein herzenslieber Mensch, und ein absoluter Perfektionist. Ich sehe einiges am Basiliskenprojekt überhaupt nicht so eng wie er - wenn ein Tankanzeige bei Motogadget nicht draufpasst dann lass es weg! Ich find ja schnell raus was für eine Reichweite der 1250er Mocken im 9er Rahmen hinkriegt. Aber nein, Keppi will Tankanzeige, deshalb gibt es Tankanzeige, und deshalb muss er eine Weile länger mit dem Kabelgewirr rumexperimentieren bis er etwas gefunden hat wo ihm passt.
Da ich nicht auf das Bike angewiesen bin bleibt es bei ihm. Ich nehme mir einfach vor, nächstes Jahr öfters raufzufahren und ihm über die Schulter zu schauen. Sonst wird das Ding wirklich nie fertig.

Eva kam irgendwann von der Arbeit heim, und es wurde so spät dass sie uns beiden eine Nachtlager anbot. Wir reisten am nächsten Morgen um 9 Uhr ab nach Nürnberg.

Bei Maniac Motors, DIE Benelli-Experten im deutschsprachigen Raum (so zumindest habe ich es verstanden) wurde die Diva mal schnell in Augenschein genommen. Es kam so einiges an unzufriedenstellender Arbeit zum Vorschein - fehlende Einstellschraube für einen Lüfterumbau, falsches Mapping, TPS Reset dringend notwendig, und was weiss ich noch alles... Ich bekam den Eindruck, die Benellis sind genauso - zu unrecht - verpönt wie Buells, und aus den gleichen Gründen: Weil Leute dran rummachen ohne genau zu wissen was die Dinger nötig haben.
Im August wird sie der Brüetsch dort oben abladen und komplett sanieren lassen. Die Rechnung will ich nachher sehen...

Am gleichen Tag schafften wir es nach Hause.
Fähre nach Meersburg
1500 km, oder so ungefähr, in zwei Tagen und einem Abend. Den Basilisken gesehen, die Diva begutachten bekommen, einen Routenteil für einen baldigen Ausflug mit Kollegen abgefahren... Mit dem Wochenendausflug konnte ich ziemlich viel erledigen. Und nun, wie gesagt - die KTM hat ihren ersten grossen Service nötig.

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