Saturday, May 22, 2010

Frühling im Sommer


Wir sind fast im Juni und mussten bis jetzt warten um einen wirklich schönen Tag zu erleben.
Blumen sind in voller Blüte, Kühe kommen auf die Almen (heute morgen war Viehtrieb auf der Schwägalp) und jeder Fast-Möchtegern-Töfffahrer war heute unterwegs.
Hat ja lang genug gedauert.

Tuesday, May 18, 2010

Korsika Sardinien 2010

Die XB12SX hat's mir angetan. Ich bin verliebt in die 10 PS und 20 Nm mehr, die der 1203er-Motor rausspuckt.
Als ich am Dienstagabend die Ersatzmaschine beim Mech abholte war ich ziemlich trübselig. Ich wollte doch mit meinem Beast in die Ferien fahren, nicht mit einer 08/15-Xb ab Stange. Die Hebel waren nicht fein abstufbar wie meine Pazzos und der Remustopf tönte nach nichts.
Mittwochmorgen sah mich beim Jobinterview mit der Thurgauer Polizei. Als ich die Kommandozentrale verliess war ich wenig von meiner Leistung überzeugt. Aber mir blieb keine Zeit, gross drüber nachzudenken. Ich kam so schnell wie möglich über den Nordring nach Hause und ersetzte das blaue Kostüm mit dem Lederkombi. Mom sperrte mich lange genug um mir Frühstück aufzuzwingen währenddem sie mein Haar zu einem Zopf flocht. Dann hievte ich den 30-Kilo Rucksack auf und fuhr ab über den Albis, um die anderen United Bikers in Erstfeld zu treffen.
Susanne holte mich auf der Autobahn nach Altdorf ein und wir fuhren beim Treffpunkt zusammen vor. Die anderen waren soeben eingetroffen.
Damian war dort auf seiner GS, mitsamt Freundin. Bruno mit seinem Ducati Hypermotard, Sohn Luca mit einer KTM 640, Roger mit seiner dicken Rocket III, und Fabian mit Thunderbird und Begleitung - sie waren alle anwesend.
Fahrer und Maschinen tankten auf. Abgesehen von Lucas Umfaller ging's dann ohne Probleme Richtung Süden. Zum Glück fährt er KTM; bei denen geht ja nix kaputt.
Damian fuhr voraus - ist ja gegeben, bei einer GS. Ich fuhr an zweiter Stelle und behielt die Position den Ferien durch, ausser wenn ich Damian mal überholte um besonders geilen Kurven durchzufliegen.
An dem Abend gings in Savona an Bord der Fähren nach Bastia. Während wir auf das Schiff warteten stiessen wir auf die Ferien an; ich mit einer Bailey's und Susanne mit einer Pietra, ein korsisches Bier mit Kastanien gebraut, ganz fein. Roger kostete, kritisierte und bestellte dann auch eine Flasche.
Korsika war toll. Unser Hotel war in Propriano, fünf Minuten vom Meer, und das Wetter war durchgehend sonnig und zum Teil richtig heiss. Um halb acht war Frühstück; eine Stunde später waren wir unterwegs. Die Strassen wurden nie langweilig. Auf den Hauptstrassen konnte man zufahren, die meisten Autofahrer gingen auf die Seite und man konnte sich lässig durch die Kurven schwingen. Bei allem anderen musste man mit Kies, Sand, Schlaglöcher oder einem gänzlichen Verschwinden des Asphalts rechnen. Für die Chopperfahrer war's mühsam; ich fand's witzig, zuzuschauen, wie das Hinterrad der GS verrückt umhersprang während Damian wie auf Samt sitzend uns allen seelenruhig davonfuhr.
Bei dem Tempo konnte ich gut die Landschaft geniessen. Korsika bot eine Mischung aus Bergsträsschen und Heizerstrecken. Wir waren nicht die einzigen, die davon Gebrauch machten. Drei LKWs lieferten sich mal ein Rennen den Berg durab; wir blieben schön hinten während die Spinner mit über 80 km/h - also Autobahngeschwindigkeiten - und keine zehn Meter Abstand um Spitzkehren rumdrifteten... Der hinterste war ein dreiachsiger Kipper, 26 Tonnen. Ils sont fou, les corses.
Abends nach dem Duschen und Umziehen ging's dann an den Strand runter für ein Apéritif, und Nachtessen. Wenn die Pärchen dann ins Hotel zurückkehrten gab's für uns noch was zum trinken. Am ersten Abend wars ein grässlicher Grappa; nachher kehrten wir in eine morgenländlich angehauchte Bar ein die einen guten Mirto und einen noch besseren Rotwein servierte.
Ich glaube, es war Samstag als Susanne und ich in unserem Zimmer waren und mein Natel plötzlich losschepperte. Der Anrufer war Stuntfahrer Craig Jones - seit letztem Sommer hab ich nicht mehr von ihm gehört. Er sagte, er sei den ganzen Tag mit seiner Z1000 am üben gewesen; die Maschine sei halt schon ganz anders wie die Buell und gewöhnungsbedürftig. Es tat ihm unendlich leid, dass HD Buell zugemacht hatte; als er das erfuhr habe er sein Vertrag mit HD gekündigt. Jetzt fährt er zunächst ein Paar Jahre für Kawasaki, aber wenn irgendwie möglich möchte er eines Tages mit Buell weitermachen. Wir schwatzten nicht lange; er war am fahren. Er wird dieses Jahr kaum Shows auf dem Festland haben, nur solche in Grossbritannien. Er meinte aber, er wäre im November wieder in Milan. Letztes Jahr hatten wir eigentlich schon abgemacht, aber ich hab's wegen den Prüfungen ausfallen lassen. Dieses Jahr gibt's kein Grund nicht zu gehen, und ich freu mich auf ein Treffen.
Am Tag als wir Korsika verliessen war's regnerisch. Wir nahmen die direkte Route nach Bonifazio; dort hatten wir dann Zeit, um die Festung zu besichtigen und Fotos zu schiessen bis die Fähre ankam und wir verladen konnten.
In Sardinien fuhren wir dann ebenfalls ziemlich direkt zu unserem Hotel in Cala Genone, ein Touristenörtchen mit Strand auf der einen Seite und Serpentinen rauf zur berühmten SS 125 auf der anderen.
In Sardinien waren die Strassen einiges besser, dafür drohte es konstant mit Regen. Trotzdem konnten wir jeden Tag unsere 250-300 km fahren.
Das Essen war gut; ich ernährte mich wie letztes Jahr vorwiegend von Meeresfrüchten. Cozze - tönt nach Kotze und schmeckt nach feinen Muscheln - stand regelmässig auf dem Tisch. Was letztes Jahr an Ramazotti getrunken wurde wurde dieses Mal dreifach an Averna verbraucht. Muss sagen, Ramazotti schmeckt mir besser; die Flasche, die ich nach Hause nehmen wollte wurde allerdings am letzten Abend auf der Fähre nach Livorno fast leer gemacht.
Meine Lieblingsstrasse, die SS 389 ab Nuoro, stand mehrmals auf dem Programm, inklusive dem Mittwochnachmittag wo Roger mit seiner Dicken ins Grüne pflugte. Schäden an Mann und Maschine hielten sich glücklicherweise in Grenzen; der Kühler wurde in einer Hinterhofbastelei neu abgedichtet, wo auch Susanne eine neue Batterie für ihre Speedy bekam. Roger gönnte sich keine Pause und fuhr in den nachfolgenden Tagen mit; der Rocket merkte man dem Unfall erst beim zweiten Blick an. Ich hatte, im Gegensatz zum letzten Jahr, keine Schäden zu vermerken; trotzdem war's nicht schlecht, dass ich die Buell-Werkzeuge dabei hatte. Sie kamen mehrmals bei Federneinstellung, Kettenspannen und sonstiges zum Einsatz.
Nach fünf viel zu kurzen Tagen mussten wir uns dann von Sardinien verabschieden. Die Fahrt bis Golfo Arancia führte über viele geile Kurven; die letzten wurden uns leider von einem depperten Peugeot-Fahrer vermiest. Am Schluss sind wir aber alle heil aufs Schiff gekommen.
Ab Livorno kamen wir in strömendem Regen; bis Erstfeld wo wir zum Mittagessen und Verabschiedung stoppten war aber alles wieder trocken.
Zu Hause angekommen stellte ich die XB12SX in die Garage und blieb ein Moment sitzen. Elf Tage waren wir nur am fahren gewesen; drei ganze Wochen wären wahrscheinlich zu kurz gewesen. Es hilft nichts, dass ich den 12er abgeben musste und noch unbestimmte Zeit auf die Reparatur meiner Kleinen warten muss.