Tuesday, June 15, 2010

Schrüüberle

Grau, verregnet, gar nicht so warm - und trotzdem fanden sich übers Wochenende etwa 30 Buells in einem Allgäukaff ein. Der Pfeffi, Macher von so hübschen Sachen wie erleichterte Schalthebel und gefräste Fersenschutzen, hatte zu einem Schrauberworkshop bei sich in der Bude eingeladen.
Eine Schwette Bueller, inklusive ich, traf sich in Wattwil zur Anfahrt. Der zweite Kontingent gabelten wir an der Grenze auf und fuhren als bollerndes Konvoi ins Allgäu. Es nieselte die ganze Zeit; ich war überrascht von meinen Rokkerhosen. Ausser am Hintern und auf den Knien waren sie innen trocken geblieben. Die waren definitiv ihren 600 Stutz wert.
Beim Pfeffi wurde gleich mal der erste Patient zum schrauben auserkoren. Die XB12 eines Zürchers lief mit vorliebe auf einem Zylinder; den Morgen durch schraubte, fluchte und fachsimpelte man über das Problem, bis es am Nachmittag irgendwie wieder gut war.
Den ganzen Prozess hab' ich nicht mitgekriegt, weil einige von uns auf Entdeckungsreise durch den Allgäu gingen. Der Regen hörte irgendwann auf, und obwohl die Strassen noch ziemlich nass und die Sonne etwas verloffen aussah, mussten wir das doch nutzen.
Unser Tourguide war ein älterer Herr, sicher um die 60, seine Maschine eine altehrwürdige Honda C500CX die prompt "Güllenpumpe" getauft wurde. Ich pflanzte mich gleich in der zweiten Position ein und los ging's.
Nebensträsschen, enge Wege, durch ein Wald wo der Honda um jede Kurve kroch weil der Boden nass und verschmiert war. Ich fand's fast zu gemütlich, der Nässe zum Trotz. Aber ich kannte das Gebiet ja nicht; von dem her find ich's nicht schlimm beim ersten Mal etwas langsamer zu fahren.
Tja, nach dem Tanken ging's dann anders weiter. Die Strassen wurden langsam trocken und die Honda ging plötzlich ab wie ein geölter Blitz. Rechts, links, rauf, runter - man fuhr dort besser wie Schwarzwald! Und überhaupt, dass man eine solche Leistung aus einer solchen alten Schiissi kann rausholen hätte ich nie gedacht.
Der Kalle führte uns über eine fürchterliche Schotterpiste zu einem Restaurant wo wir zu Mittag assen, und dann ging's weiter. Irgendwo verlor ich dann noch meinen Spiegel der schon vorher lose gewesen war; netterweise hatte ein Zuger zwei und bot mir einen Ersatz an, bis ich einen neuen Spiegel besorgen kann.
Bei der zweiten Schorlepause traf unsere Gruppe auf die Buells, die abgefahren waren nachdem beide Zylinder beim Zürcher wieder liefen. Zusammen gingen wir tanken, und dann haute der gesamte Konvoi ab, dort wo wir mit Kalle schon durchgefahren waren.
Werni und ich folgten aber Kalle und lernte so, dass man im Allgäu die Fahrverbotsschilder getrost ignorieren darf wenn man nichts dagegen hat, einige Kilometer auf Sand und Schotter einer Strassenbaustelle zu fahren.
Wir erreichten unsere Bleibe in der Bikermühle um 20 Uhr; der Spanferkel war schon lange fertig gegrillt. Ein Treffen von X11-Treibern war in vollem Gange; irgendwie brachten wir unsere Buells auf dem Kiesplatz noch unter.
Nach Bier und Essen gesellten wir uns zu den Nähmaschinisten, oder eben nicht. Einige von denen legten Burnouts hin; den Motor vom X11 muss man ja extrem hochdrehen, bis man etwas davon hört, und dann tönts immer noch nur wie ein feines Summen.
Ich hab nie so sehr gewünscht, dass ich auch burnen könnte. D.h., mich dazu getrauen. Eigentlich weiss ich ja wie's geht...
Jedenfalls, nachdem drei X11 schwarze Flecken auf dem Burnbrett hinterliessen, kam plötzlich Kalle, stellte seine Güllenpumpe auf das Brett und burnte was das Zeug hielt. Was bei den anderen als Rauchsträhnchen hochgestiegen war kam bei Kalle als regelrechtes Nebelgeschwader auf, und zwar dermassen, dass die Brandmeldeanlage losging. Wir konnte uns kaum halten vor lachen, und bei den X11ern war nachher das Eis gebrochen.
Am nächsten Morgen fuhren ich und drei Zürcher ziemlich früh ab. Ich kam trocken auf die Schwägalp; die anderen wurden noch ein wenig nass aber längst nicht so sehr wie die, die später abfuhren. Leider konnte ich vielen nicht persönlich tschüss sagen, aber wir sehen uns alle wieder am Grollen und mann, ich freu mich drauf.