Monday, May 16, 2016

Zypern

Acht Tage Zypern.  Das waren die ersten Ferien seit zehn Jahren, die ich gerne verlängert hätte. Alle Tage über 25°C, immer eitel Sonnenschein, wunderbar freundliche Leute, gutes Essen, alles günstig, und soviele Schotterpisten und Landstrassen und Kurven wie man ertragen kann.

Ich war in Pafos zuhause, am südwestlichen Rand der Insel. Meine Fahrzeuge mietete ich von TT Isle of Man Rentals - €320 für sieben Tage. Das grösste Angebot besteht aus Quads; Motorräder sind da seltener und kosten mehr. Die Maschinen werden immer zu 1/3 oder 1/2 gefüllt abgegeben, und man muss sie nicht anders retournieren. Ein Depositum muss man auch nicht hinterlegen. Mechanisch sind sie gut gewartet; nur bei den Gummis nehmen's die Zyprioten nicht so genau. Die KLE500, die ich reservierte, hatte den Vorderpneu in der Mitte abgefahren. Auch die DR350, die ich am Schluss bekam, hatte Stollenpneus die ich, wenns meine gewesen wäre, schon lange gewechselt hätte. Aber dort fahrt man sie wohl bis die Karkasse zeigt.

Am ersten Tag hatte ich eine PGO 500ccm Buggy. Mit dem darf man im Paphos-Gebiet rumreisen, und es ist bedingt offroad-tauglich. Macht sehr viel Spass.

Das Wrack im Hintergrund dieses Fotos ist die Edro III; das Gebiet beinhaltet die Meereshöhlen (Sea Caves), oberhalb Coral Bay, auf der Hauptstrasse nördlich von Pafos. Vis-a-vis vom Schiff ist ein superfeines Restaurant, Oniro on the Sea. Sehr zu emfpehlen.
Am Sonntag - TT Rentals hat das ganze Jahr immer offen - tauschte ich den Buggy gegen eine Kawasaki KLE500. Lauft butterweich, auf Asphalt wie auf Schotter und Dreck sehr komfortabel, und kommt auf einem Tank 250 km weit, was sehr gäbig ist. In den Städten gibt es unzählige Tankstellen, aber im Inland gibts kaum möglichkeiten zum auffüllen. Man kann zwar innerhalb von 2 Stunden von Pafos nach Nicosia, an der Grenze zum besetzten Gebiet, fahren, aber auf Zypern kann man sich auf unzählige Nebensträsschen und Feldwegen verzetteln und wenn man nicht aufpasst ist man bald irgendwo im Kracher und die nächste Tankstelle liegt 3 Kilometer wie der Vogel fliegt und 35 wenn mans fahren muss. Bei der DR hab ich schlussendlich eine Literflasche mit Benzin als Reserve mitgeführt; die KLE ist mit ihrem grossen Tank aber perfekt für die Insel.

Ruinen, Kapellen, Kirchen, Abteien und x-tausendjährige Steinbauten gibt es zuhauf auf der Insel, und die meisten sind gut signalisiert. Man kann fahren bis zum geht nicht mehr, oder eine Weile Kurven wetzen oder Schotterfahren, den nächsten braunen Wegweiser folgen, und bei einem schönen alten Gebäude einen Rast einlegen, bevor's wieder losgeht.



Die meisten Strassen und Wege sind befahrbar, auch Wanderwege. Wenn man's fahren kann, dann darf man auch dort fahren. Allgemein gilt auf der Insel "mach's auf eigenes Risiko." Und es ist wunderbar.


Die Asphaltstrassen im Troodos-Gebirge sind besser erhalten als ich erwartete. Wenn Zyprioten Bitumen einsetzen sind sie sehr grosszügig damit, aber an anderen Strassenabschnitten wird der Asphalt sich selbst überlassen, bröckelt an den Rändern und zeigt breite aber niedrige Schlaglöcher auf. Perfekt zum Enduro fahren.
Mit Sardinien kann der zypriotische Strassenzustand nicht mithalten, aber ich muss ehrlich sagen, mir gefällt Zypern besser. Es ist entspannter. Man nimmt sich Zeit, die Landschaft, die Viecher, und die Vista anszuschauen. Und Verkehr hat es kaum, zumindest nicht in der Woche direkt nach Auffahrt. Ab Pfingsten setzt die Touristensaison ein. Es lohnt sich also, vorher oder nachher, Mitte Oktober, hinzufliegen. Ich hatte die schönsten Strassen, Wege und Strände für mich allein.


In den traditionellen Tavernas isst man gut und günstig, und man findet sie überall. Ich habe es allerdings vorgezogen, meine Mittagspausen irgendwo unter einem Oliven- oder Johannisbrotbaum abzuhalten. Es sört kein Mensch, wenn du es dir in einer Baumplantage bequem machst. Nimm einfach dein Müll wieder mit und mache nichts kaputt.

Am Montag reiste ich nach Nicosia, die Hauptstadt, die durch den Einfall der Türken 1974 gezweiteilt wurde. Die Stadt ist mit einer Mauer durchzogen; mit Mietfahrzeugen darf man nicht rüber ins besetzte Teil. Man kann sein Gefährt aber auf einem bewachten Parkplatz stehen lassen und zu Fuss rüber - man muss einfach ein Mal auf der zypriotischen und ein Mal auf der türkischen Seite seinen Pass zeigen. Die Türken verkaufen viel billiges Zeug, auch viele gefälschte Markenartikel; es gibt also reger Einkaufsverkehr zur Touristen. Nicosia selber ist abgesehen von der Teilung nichts besonderes.

Die Akamas-Halbinsel ist das Paradies für Stollenpneu. Es gibt mehr oder minder planierte Wege, die auch mit Autos befahren werden können (oder mit KLEs mit blankem Vorderpneu), aber auch Waldwege, Küstenpfade, Sandstrecken die perfekt sind zum Balance, Sliden, In-die-Ecke-Werfen und jedes andere MX-Prinzip zu üben, in aller Ruhe.



Der Weg im Bild rechts wurde innerhalb von zwei Kurven zu einem Wander-, oder höchstens Trial-Bike-Weg. Mittels Absteigen und vorsichtig runterlaufen brachte ich die KLE aber dort runter an die Küste, die keine 750 Meter Luftlinie zu Weg hatte, aber sicher 400 Meter Höhenunterschied.



Nachdem ich am Dienstag die grösseren Strassen der Halbinsel mit der KLE erkundet hatte machte ich eine Pause vom fahren und ging wandern in der Avakas-Schlucht. Das ist eins der wenigen Orten auf der Insel, in dem das Fahren unmöglich ist.
Am Donnerstag nahm ich an einer geführten Tour teil. Costas, Besitzer von TT Rentals, kennt das Pafos-Gebiet in- und auswendig, und bietet Touren für jedes Fahrerniveau an. Unserer Gruppe nahm er mit durch ein fast - nur fast - ausgetrocknetes Flussbett und bis in die Berge und zeigte Routen die man erst nach viel suchen selbst gefunden hätte.
Videos von seinen Touren findet man auf seiner Facebookseite.


Zu diesem Zeitpunkt hatte ich die DR, ein 100%iges Offroadbike mit einem winzigen Tank und einer Reichweite von absolut maximal ja nicht mehr als 130 km. Wenn man die Akamashalbinsel richtig kennenlernen will, dann mit diesem Motorrad.


(Tschuldigung, dass ich keine Fotos von den kleinen verschlungenen Wegen im Gebüsche oder Gebäum habe. Ich hatte in denen Abschnitten entweder keine Lust oder keine Möglichkeit zum anhalten.)



Fazit: Spannend zum fahren, entspannt zum geniessen. Was Sardinien für Strassenfahrer bietet gibt Zypern für Offroadfahrer her. Ich gehe wieder. So bald wie möglich.