Sunday, June 3, 2012

Pyrenäentour 2012

Sechzehn Tage Töfffahren, 6000 Kilometer, sechs tolle Leute - bessere Ferien gibt's gar nicht.
Am Auffahrtdonnerstag um 9 Uhr hab ich Den Zürcher auf dem Albispass getroffen und ab ging's nach Bern. Das Beast hatte seit einer Woche einen neuen Satz Conti RoadAttacks aufgezogen, und vor zwei Tagen hatte ich eine Hecktasche gekauft. Ich versuchte zum ersten Mal eine Töfftour ohne alles Gepäck auf dem Rücken zu tragen. Ging vorerst auch gut.
In Bern holten wir den Röster ab; am Wochenend sollten uns die anderen drei in St. Cyprien treffen; sie würden mit dem Transporter anreisen.
Wir waren nicht mal ausser Landes als sich der erste Riemen meiner Hecktasche losflatterte. Toll. Röster ist auch Segler und machte die Sache wieder fest, aber in St. Cyprien ging ich mein Gepäck nochmal durch, nahm alles raus was ich nicht wirklich ums verrecken täglich definitiv brauchte - der Grossteil war Werkzeug und Ersatzteile - und fuhr dann nur mit dem Rucksack. Das Beast ist vielleicht eine Ulysses aber als Lastesel tut sie sich schwer.
Roter Vermouth und Abendsonne im Schloss Cardona.

Das Wetter war bei Abfahrt gut aber nicht grossartig; sie verschlechterte sich dann am Wochenende. Am ersten Tag gingen bei mir die Hinterradlager kaputt. Die Herren liessen sich den Ferien dadurch nicht vermiesen, machten 100 km kreuz und quer durch Lyon und fanden tatsächlich passende Lager, da der grosse Harley Mech sie nicht hatte. "Suitable for Mercedes-Benz" stand auf den Schachteln. €30 für zwei.
Bin ich froh um gute Freunde.
Es folgte grober Ölverlust beim M2 des Zürchers, was allerdings auch genug eingedämmt werden konnte um uns die rassige Weiterfahrt zu erlauben. Buell halt. Zwischendurch möchte man die Dinger schon bitten doch kurz auf BMW zu machen und mit den Faxen aufzuhören. Aber wenn die Problemanfälligkeit... Pardon, der Charakter nicht wäre müssten wir auf Ducati oder Moto Guzzi umsteigen. Gehört sich schon so.
Am Samstagabend nieselte es als wir - die Schraubergruppe - in St. Cyprien eintrafen wo sich die Busgruppe bereits bereits einquartiert hatte. Am nächsten Morgen war der Himmel immer noch grau. Wir hatten eigentlich bis in der Nähe von Barcelona gewollt, kamen aber nicht so weit. Wir verbrachten zwei Nächte in Cadaquès weil es sich schlichtwegs nicht lohnte, weiterzufahren. Röster und ich fanden am Montag etwas Sonne an der südliche Costa Brava; dafür war das Essen hundsmiserabel. Ab Dienstag lachte endlich die Sonne und die Ferien fingen so richtig an. Wir feierten das mit einer Übernachtung im Parador Schlosshotel in Cardona.
Für Den Zürcher war's dann aber bald auch wieder zu Ende: Beltriss. Er erlebte seine eigenen Abenteuer beim besorgen eines passenden Belts mit 133 Zähne, und nachher noch Vorderradlager, während wir weiterfuhren. Ich übernahm seine Aufgabe als Road Captain bis er in der zweiten Woche wieder zu uns stiess.

Am Freitag musste die Busgruppe wieder nach St. Cyprien, da waren's nur noch zwei kleine Buellfahrer. Röster und ich widmeten uns der Kultur: San Sebastian, Bilbao und Pamplona. 
Kilometer 300, oder so, zwischen San Sebastian und Bilbao.
Zwischen ersteren zwei Städte liegen 70 km Luftlinie - wir machten 400 und kamen in einer Stadt an die voll im Fussballfieber war. Jeder trug rotweisse Shirts oder Schals; Café-Tische waren rot-weiss gestreift; sogar Autos in den Schaufenstern wurden mit den Stadtfarben dekoriert. Es galt Bilbao gegen Barcelona. Barca gewann - natürlich. Auch recht - so konnten wir ausgeruht in den Freitag starten. Das war wichtig, denn am Mittag tauschten wir die Maschinen, und ich kam nudelfertig in Pamplona an. Eine S1 braucht schon ab Werk rechter Körpereinsatz beim fahren. Rösters S1 macht mit breitem, flachem Lenker gleich doppelt so viel Arbeit. Dafür hatte Röster einen gemütlichen Nachmittag auf dem breiten Sattel und sanften Fahrwerk des Beast.
Ich achtete nachher darauf, dass wir vermehrt Pausen machten.
Am Samstag trafen wir Den Zürcher dann in Lourdes; es ging langsam wieder Richtung Schweiz. Der Zürcher besuchte am Sonntagmorgen noch die Quelle des Wallfahrtsortes während Röster und ich Kurven wetzten. Und zwar dermassen, dass wir Mitte Nachmittag feststellen mussten, dass der Hinterreifen des S1 bis auf die Karkasse runtergefahren war. Frankreichs Bergstrassen sind mit einem Belag bedeckt der sich richtig in den Pneu verbeisst. Ich mag's nicht weil man darauf Kies und Splitt - und von dem Zeug gibt's in Frankreich viel zu viel auf den Strassen - kaum erkennen kann. Und es frisst wirklich saumässig Gummi. Vorläufiger Endstation: Seix.
Irgendwo im Aveyron
Mein Vorderfinken war auch ziemlich runter, also gab's am nächsten Tag grosses Pneuwechseln. Röster wechselte gleich beide; das Beast bekam vorne ein Pilot Road 3. (Hinten auch, ein Paar Tage später.) Wir trafen am Abend dann Den Zürcher in Carcassonne.
Fliegen, Öl und Dreck. Hat hart gearbeitet in den Ferien, das Beast.
Dort liessen wir's bleiben mit der Kultur und kamen am nächsten Morgen zeitig auf die Strasse. Der Zürcher übernahm wieder als Road Captain und wir waren plangemäss am Freitagnachmittag in Bern, wo wir uns verabschiedeten.
Nach Hinterpneuwechsel in Thun und Heimfahrt auf Umwegen - versteht sich - war's bald 21 Uhr, als das Beast und ich vor der heimischen Garage standen. Ich hätte locker noch eine Woche anhängen können, aber am Samstag war Dienst angesagt, und morgen geht's wieder normal zur Arbeit. Wahrscheinlich im Regen.
Macht nix. Die spanische Sonne wird mir noch eine ganze Weile in guter Erinnerung bleiben.


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