Monday, September 30, 2013

Balkan Tour - Schweiz-Rumänien

Zehn Tage. Zwölf Länder. Vier tausend dreihundert fünfzig Kilometer.

Am späten Nachmittag des 19. ging's los, zu dritt im Single Cab, mit Gepäck und zwei grosse Nicht-Tourer hinten auf der Ladefläche.

Der Brüetsch und sein Kollege wären wohl die Nacht durchgefahren aber ich weigerte mich. Wir waren in den Ferien und Stress hatte da nix verloren. Beim Stuttgarter Flughafen fuhr ich ab der Autobahn und besorgte uns ein Hotel. Wir waren am nächsten Morgen wieder unterwegs bevor's überhaupt hell wurde und am frühen Nachmittag am Ziel.

In Novi Sad wurden die Motorräder abgeladen und weggesperrt. Bacchus wurde dann erst Mal dem Lackierer vorgeführt.
Ich brauchte einige Zeit um mich für eine Farbe zu entscheiden. Logisch - Bacchus' Haube war voll mit Farbmustern. Die Idee mit roten Streifen auf schwarzem Grund wurde - erwartungsgemäss - verworfen. Zu normal. Die Farbe für die ich mich endlich entschied ist zwar nicht sofort auffällig, hat aber einen speziellen Effekt und wird auch gut als Basis funktionieren falls ich den Truck zwischendurch mit Folienverzierungen aufpeppen will. Und weil ich auf Streifen und Logos verzichtet kostet die Rundumerneuerung nur €2000, einige hundert weniger als ursprünglich angedacht.
Updates mit den Fortschritten des Lackierers folgen, wenn/falls ich Fotos bekomme.

Nachdem ich mich endlich für einen Lack entschieden hatte gingen wir zum Mech, der einen grossen Service durchführen wird. (Kostet in Serbien nur €250, also warum nicht?) Gruss, einmal rundum, und ich liess mein Auto in irgendeiner serbischen Einfahrt stehen. Wenn ein Kollege und der Brüetsch das ganze nicht schon mal durchgemacht hätten wäre mir ganz schön mulmig gewesen. Oder besser gesagt, ich hätte die Übung wohl gar nicht angebrochen.

Am Samstagmittag, nach einem kurzen Besuch am Platzmarkt, verabschiedeten wir uns vom Kollegen und liessen unsere Maschinen den Ostwind schnuppern. Am Abend zuvor in einer viel zu lauten Bar hatten wir uns entschieden, 800 Kilometer Umweg zu machen um den Drumul Transfagarasan in Rumänien zu fahren.





Auf den Weg dorthin besuchten wir Cugir, den Namensgeberort der rumänischen Kalaschnikow-Variante. Bei unserem Besuch war eine Roma-Festivität in vollem Gange, also mussten wir das Zentrum umfahren. Dafür sahen wir recht viel vom Städtchen und wurden wie überall im Land grinsend gegrüsst. BMWs gabs zu Hauf, und einige japanische Tourer, aber Sportmaschinen wie unsere sahen wir nirgendwo, und sie haben der Bevölkerung in jedem der besuchten Länder ziemlich viel Freude bereitet.






In Cugir suchten wir ein Strassen die auf meiner grossen Karte eingezeichnet war. Sie sollte südlich von der Stadt wegführen und später in eine Hauptstrasse eintreffen. In meiner transylvanischen Detailkarte war diese Route nicht drin - aus gutem Grund, siehe Bild. Solche Wege gibt's viele in Rumänien, und bei besserem Wetter/anderem Moped/mehr Zeit hätte ich gar nix dagegen, sie tagelang zu erforschen. Aber wir hatten ein Ziel und sind darum zurück auf die Hauptstrasse.



Von der Strasse in den Wolken selber habe ich leider keine gute Bilder weil es sehr neblig war. Oben am Pass hielten wir beim Markt an und kauften heisse Maiskolben als Handwärmer und zum Zmittag.

Ein rumänischer Junge starrte gebannt auf die Benelli bis ihn der Brüetsch ansprach, ob er darauf sitzen wolle. Der Junge holte sein Vater als Dolmetscher, da dieser etwas Englisch konnte, und so schwatzen wir noch einige Minuten bevors auf der Südseite den Berg hinab ging. Weiter unten gabs wieder Sonnenschein und trockene Strassen und wir konnten unsere Maschinen richtig ausfahren.

Wir blieben zwei Nächte in Rumänien. Am zweiten Abend waren wir in Bran, in einem Zimmer mit Sicht auf die berühmte Burg. Eigentlich wollten wir das Schloss besichtigen, merkten aber bei der Ankunft dass Rumänien in einer anderen Zeitzone ist und überhaupt war es spät. Am nächsten Morgen machte die Burg erst um Mittag auf; um die Zeit waren wir schon 200 km südlich, auf dem Weg nach Bulgarien.


Wir hielten kurz auf einem Parkplatz neben der Hauptstrasse um etwas zu trinken, Öl beim Beast nachzufüllen - sie hatte bereits tausend Kilometer hinter sich und brauchte dementsprechend wieder 300 mL - und die Beine ein bisschen zu vertreten. Streunende Hunde gibt es zu zehntausende in Rumänien; wo man auch hingeht verdreckte, kranke und verletzte Köter. In den vergammelten Flugzeugen die beim Parkplatz standen - keine Ahnung wieso die dort waren, aber als Ausstellungsstücke wurden sie nicht deponiert - hauste ein Mensch und ein Rudel der allgegenwärtige Streuner. Auf dem Parkplatz gab es ein Welpe, der nicht zum Rudel gehörte. Ich gab dem kleinen Kerl einen kurzen Kraul hinter den Ohren und er machte es sich sofort im Schatten der Buell bequem, während ich Öl nachleerte.

Die Streuner sind mir ziemlich egal und es ist wohl am besten wenn ihre Zahl zurückgeht. Aber ich hoffe doch, dieser Knäuel sieht ein nicht allzu hartes Leben entgegen. Ich wünschte ihm viel Glück, als wir uns wieder auf dem Weg machten.

An dem Tag brachten wir geschlagene 600 Kilometer hinter uns, wovon das meiste geraudeaus ging mit einem starken Wind von Nordwesten. Das Beast hatte gar keine Freude daran - ab andauernde 4000 Touren leuchtet die Motorenlampe. Wird wohl ein Zusammenhang mit dem Ölverlust haben, denn sie fährt sonst ganz normal für ihr Alter und schafft auch 160 km/h ohne mechanische Proteste. (Die knapp 90t km auf der Uhr lassen sich aber echt nicht mehr verleugnen...) So schafften wir es bis Nis, Serbien, nachdem wir ein Zipfel von Bulgarien durchquert hatten.

Ab dort geht's dann weiter im nächsten Berichtsabschnitt; für heute ist's genug.

Monday, September 9, 2013

Letztes Mal vor der Pause





Samstag und Crosspiste gehen mittlerweile Hand in Hand. Am Morgen hat der Brüetsch noch "mal eben" den Start-Fehler in einem Moto Guzzi der 70er Jahre gefunden. (Der fehlende Zündfunken war auf einen korrodierten Breaker-Kontakt zurückzuführen.) Der Feuerwehrkollege, dem die Guzzi gehört, hat sie mit einem grossen Grinsen in sein Caravelle verfrachtet, und Brüder und ich machten uns auf nach Bernhardzell.





Der Fahrerlager füllte sich im Verlauf des Nachmittags, und die vielen Fahrer wirbelten demenstprechend viel Staub auf.
In der Pause sah ich zum ersten Mal, wie sie in Bernhardzell die Piste bewässern. Mit dem Traktor. Geili Sieche. Mir gefällt die kleine Rund dort auf dem Grünberg immer besser. Sowas von unkompliziert und hemdsärmlig.
Fortschritte blieben nicht aus, und am Schluss war ich 45 Minuten nonstop am fahren - länger wie je zuvor. Ich war ganz zufrieden mit mir an dem Abend.
Bevor ich aber wieder auf die Piste komme braucht Buster einiges an Arbeit. Ölwechsel und Luftfilterservice geht ja noch, aber Ventil einstellen, das sieht kompliziert aus. Ich schau mal diese Woche, welchem Mech ich am besten damit beauftrage. Damit ich dann möglichst bald wieder fahren kann, wenn Bacchus wieder hier ist.

Sunday, September 8, 2013

Drei Tage TNT


Hm, die Kameraqualität vom neuen Natel ist nicht so überzeugend. Vielleicht ist auch die dicke Schutzhülle schuld, aber die kommt nicht weg, sonst überlebt das Ding keine drei Tage bei mir...
Was ich eigentlich sagen wollte: Letzte Woche hatte ich von Mittwoch bis Freitag die Benelli vom Brüetsch. Es ging darum, regelmässig längere Fahrten mit ihr zu machen, als tiefergehendem Test, bevor wir nach Novi Sad gehen.
Der einzige Mangel ist, dass sie schnell heiss wird und dann gerne abstellt, wenn man die Kupplung zieht. (Zum Glück nicht sonst, dann wär's gefährlich.) Aber das wird wohl behoben, wenn die Zündkerzen gewechselt sind.
Ansonsten hat die Maschine viel Charakter. Harte Lastwechsel, gewaltiger Sound ab 3500 Touren und Vibrationen im Lenker ab 5000, tiefer Schwerpunkt was beim manövrieren oder Holperpiste navigieren ganz gut ist, und geile Schräglage. Im Vergleich zum Beast kommt die Benelli extrem nah an den Asphalt - das gibt schon ein anderes Fahrgefühl. Wie der Sitz taugt für mehrere ganztägige Touren weiss ich nicht, aber wir dürfen dann improvisieren. Wir sind an keine Route und keinen Zeitplan gebunden. Die einzige Einschränkung, die bei dieser Reise gelten wird, ist die Durstigkeit der Italienerin. Nach 150 km muss man tanken. Sie schafft nur die Hälfte von dem was die Buell mag. Aber mit dem Tank der Buell haben wir dafür immer Reserve für die Benelli dabei.
Ich bin gespannt auf die Tour.